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HEINRICH FICK

HEINRICH FICK

HEINRICH FICK.

EIN LEBENSBILD.

NACH SEINEN EIGENEN AUFZEICHNUNGEN DARGESTELLT UND ERGÄNZT

VON

HELENE FICK GEB. IHLEE.

Als Manuskript gedruckt.

ZÜRICH

DRUCK VON J. SCHABELITZ

1897.

HEINRICH FICK.

A Portrait of his Life

FROM HIS OWN NOTES DESCRIBED AND COMPLEMENTED

BY

HELENE FICK NEE IHLEE.

As Manuscript printed.

ZÜRICH

PRINTED BY J. SCHABELITZ

1897.

VORWORT

FOREWARD

Am 22. September 1895 haben sich zwei Augen geschlossen, die während eines langen Menschenalters viel Freud und Leid gesehen haben, ein Herz hat aufgehört zu schlagen, das mit unendlicher Liebe an der Menschheit und ganz besonders an seiner Familie gehangen hat, ein Geist ist ins All zurückgekehrt, der nicht umsonst in sterblicher Hülle seine Laufbahn durchwandelt hat. Heinrich Fick hat mit 72 Jahren ein schönes, reiches Dasein beschlossen. Seine Leistungen als Gelehrter werden ihm ein dauerndes Andenken sichern; wer ihm nahe stand, wird ihn in treuer, liebevoller Erinnerung bewahren. Ein Denkmal von Stein hat man ihm auf sein Grab gesetzt, ein noch unvergänglicheres Denkmal hat er sich in den Herzen seiner Angehörigen errichtet. Aber so lebendig und frisch auch sein Bild in uns Allen weiterleben wird, diese Unvergänglichkeit hat doch ihre Schranken. Generationen kommen und gehen, Bilder und Erinnerungen verwischen sich und was heute noch ein bedeutender Mittelpunkt scheint, ist in wenigen Dezennien zur verblassten Tradition geworden und nur zu bald vollständiger Vergessenheit anheim gefallen On 22nd September 1895 two eyes closed, which during a long lifetime had seen much joy and sorrow, a heart had ceased to beat, which had infinite love for mankind and special devotion to his family, a spirit returned to heaven, which not for nothing in mortal remains had durchwandelt his career. For 72 years Heinrich Fick had a beautiful and rich life. His achievements as a scholar will secure him a lasting memory; whoever was close to him, will have very happy memories of him. A stone monument has been placed on his grave, but he has erected a more immortal monument in the hearts of his family. But however lively and fresh his image will live on in all of us, this immortality still has its limits. Generations come and go, pictures and memories fade and what today still seems important, has in a few Dezennien=decades? become a faded tradition and only too soon has fallen completely into oblivion.
Heinrich Fick ist wahrend langer Jahre der Mittelpunkt der Familie gewesen, der Familie im weitesten Sinne. Seine «Ringmauer» und später seine «Klosburg» war das Mekka für die Pilgerzüge der Verwandten, deren Huldigungen er, als Patriarch in seinem «Königstuhl» thronend, mit unendlichem Behagen entgegennahm. Einen ausgebildeteren Familiensinn wie den seinen trifft man wohl selten an. «Blut ist ein ganz besonderer Saft»; damit pflegte er seine unbegrenzte Liebe, zuweilen auch blinde Nachsicht für Alles, was seinem Stamme, «der Fick-Ollenhausen'schen Descendenz», angehörte, zu motivieren. Neffen und Nichten, die ausnahmslos mit schwärmerischer Liebe und Verehrung an ihm hingen, werden die köstlichen Zeiten, die sie in seiner Nähe verbringen konnten, wohl nie vergessen. Auch Diejenigen von deren Kindern, die das Glück genossen, während seiner letzten Lebensjahre beständig um ihn zu sein, sowie die zum Teil schon fast erwachsenen Enkel werden den lieben, lustigen «Onkel Grosspapa» noch eine Reihe von Jahren in der Erinnerung behalten. Betrauert wurde er ja innig und aufrichtig von Gross und Klein, aber ein Betrauern im gewöhnlichen Sinne genügt nicht für ihn. Er will weiter leben unter uns, unter Denen, die nach uns kommen; wir sollen immer an ihn denken, von ihm sprechen, das war sein Begriff von der persönlichen Unsterblichkeit, die er erhoffte und ersehnte. Und das ist es auch, was mich zum Niederschreiben dieser Aufzeichnungen veranlasst. Ich will sein liebes Bild nicht verblassen lassen unter Denen, die ihn noch gekannt haben von Angesicht zu Angesicht, sie sollen durch die schriftliche Ueberlieferung anknüpfen können an die eigenen Erinnerungen. Den Kindern der Familie sollen vor Allem diese Blätter gewidmet sein. Sie sollen, herangewachsen, den Grossvater, den Grossonkel, kennen und würdigen lernen, sich freuen an seiner Tüchtigkeit, seinem Geist, seinen Erfolgen, nacheifern seinem rastlosen Fleiss, seiner zugleich idealen und doch praktischen Lebensauffassung. Als lachender Philosoph gebe er ein Beispiel, wie selbst das Schwerste im Leben sich überwinden lässt, sein beharrliches Streben sei Allen ein leuchtendes Vorbild, ein Beweis, wie weit man es aus eigener Kraft bringen kann. In dem Sinne bringe er seinem geliebten «Clan» noch auf lange Zeit hinaus dauernden Nutzen! Heinrich Fick became over many years the heart of his family - family in its widest sense. His «Ringmauer» [wall] and later his «Klosburg» was the Mecca for the pilgrimage of his relatives, whose tributes, as patriach on his "throne", he accepted with infinite relish. One probably rarely comes across such a developed sense of family as his. "Blood is a rather special juice"; with that he tended his boundless love, at times even blind tolerance for all, who belonged to his family, "the Fick-Ollenhausen Descendenz=descendants?". Nephews and nieces, who without exception were devoted to him with effusive love and admiration, become the wonderful times, which they could spend near to him, probably never forgotten. Also those children, who enjoyed the the luck to be constantly around him, during the last years of his life, as well as the partly already almost grown-up grandchildren will remember the kind, jolly "uncle granddad" for a number of years. He would be mourned affectionately and sincerely by great and small, but a mourning in the unusual sense is not enough for him. He wants to live again amongst us, amongst those, who come after us; we should always think about him, to speak of him, that was his idea of personal immortality, which he hoped for and longed for. And that is what the writing down of these notes has achieved. Those, who have known him face to face, should be able to preserve their own memories through these writings. These pages should above all be dedicated to the children of the family. They should grow up, to know and appreciate the grandfather and great uncle, to get pleasure from his ability, his spirit, his successes, to try to emulate his restless diligence, his ideal and yet pratical view of life. As a laughing philosopher he gave an example of how he himself overcame the greatest difficulties in life, his dogged support a vivid example to all, a proof, of how far one's own strength can take one. In this sense he brought his "clan" a lasting benefit for a long time yet!
Er war stolz auf Die, welche vor ihm die Tendenz des Aufstrebens und Blühens der Familie vertreten haben, er hat sich ihnen würdig angeschlossen. Möge seine Hoffnung, dass der Höhepunkt der Blüte noch nicht überschritten sei, durch die kommende Generation zur Wahrheit gemacht werden! He was proud of those before him, who represented the tendency of the aspiring and blossoming of the family, that he was a worthy successor of. His hope was that the peak of this blossoming had still not reached, but would be by the coming generations!
Diese Blätter der Oeffentlichkeit zu übergeben und dadurch einer Kritik zu unterwerfen, widerstrebt mir und doch werden sie auch Andere, als Die, für welche sie eigentlich bestimmt sind, in die Hand bekommen. Vieles kann nur für die Familie Wert und Bedeutung haben, Manches scheint vielleicht so geringfügig und unbedeutend, dass es kaum der Erwähnung verdient, aber es sind Reminiscenzen, die nicht verloren gehen sollen, und darum habe ich ohne langes Besinnen Alles gebracht, was ich von Heinrichs Erzählungen in der Erinnerung behalten habe. To publish these pages and submit them to criticism, goes against the grain and yet they will also be available to others, such as those, for who they are really meant. Much can only have value and importance for the family, much possibly appears so insignificant and unimportant, that it hardly deserves the mention, but they are reminiscences, which should not be lost, and I have included without a second thought, what I have kept in my memory of Heinrich's stories.
Mag sich Jeder daraus nehmen, was ihn anspricht und interessiert. Vieles gehört einer so weit hinter uns liegenden Zeit an, dass es nicht ohne kulturhistorisches Interesse sein dürfte, ich meine damit hauptsächlich die Aufzeichnungen des Vaters aus dem Leben seiner Eltern und Das, was Heinrich in seiner Selbstbiographie schildert. Im Uebrigen soll nichts den Anspruch auf Bedeutung an sich erheben, sondern einzig zur Charakteristik unserer Hauptperson und der Umgebung, in welcher er aufgewachsen ist, beitragen. In dem Sinne darf ich wohl eines freundlichen und nachsichtigen Urteils sicher sein.  
Meine ursprüngliche Absicht, ein fertiges abgerundetes Lebensbild zu geben, habe ich während der Arbeit geäandert. Die Fülle des Materials, das mir hauptsächlich aus der Jugendzeit zu Gebote stand, hat mich gezwungen, es in zwei Teile zu teilen, in zwei Bänden erscheinen zu lassen.  
Zum Abschluss diese ersten Teiles schien mir das Jahr 1848, das zugleich der Abschluss von Heinrichs Existenz in der kurhessichen Heimat is, am geeignetsten.  
Der Zweite Band, welchen ich in nicht allzu ferner Zeit fertig zu stellen hoffe, soll sein Leben in der Fremde, oder besser gesagt, in der ihm zur zweiten Heimat gewordenen Schweiz bringen. The second volume, which I hope to complete in the near future, will cover his life abroad, or perhaps it would be better to say, his second home, in Switzerland.
Zürich, Weihnachten, 1897. Zurich, Christmas, 1897.
Helene Fick. Helene Fick.
Illustration - Die Ficksche Mühle im Sattelgrund Illustration - The Fick Mill in Sattelgrund
Bei der Geschichte eines Menschen, der nicht nur ein in sich abgeschlossenes Ganzes war, sich vielmehr mit Stolz und Freude als ein Glied einer angesehenen, von Generation zu Generation aufstrebenden Familie fühlte, ist es wohl angezeigt, nicht erst mit dessen persönlichem Eintritt in die Welt zu beginnen. With the history of a person, who was not only self-contained but who, rather felt pride and joy as a member of a respected up and coming family, it is probably advisable, not to begin with his entry into the world
Es sei mir daher gestattet, aus dem ziemlich reichhaltigen Material, das mir zu Verfügung steht, das Wichtigste und Interessanteste herauszugreifen, um die Familientraditionen, die Heinrich mit grösster Pietät gehegt und gepflegt hat, wiederzugeben. I'm allowed here to pick out, from the rather extensive material that is available to me, the most important and interesting bits, to describe the family tradition, which Heinrich had taken care of with great reverence.
Nach diesen Traditionen stammt die Familie Fick von protestantischen Religionsflüchtlingen aus dem Salzburgischen ab. Heinrichs Vater schreibt darüber in seinen Aufzeichnungen folgendes: According to this tradition the Fick family is descended from Protestant religious refugees from Salzburg. Heinrich's father wrote about them in his notes as follows:
Als im Anfange des vorigen Jahrhunderts der Herr Erzbischof Firmian zu Salzburg in blinder Glaubenswut seine zahlreichen protestantischen Unterthanen so grausam behandelte, dass eine grosse Anzahl derselben sich genötigt sah, in ihrer Glaubenstreue nach protestantischen Ländern auszuwandern, wo man ihnen, besonders in Preussen, Ansbach-Baireuth u. s. w., liebreich entgegenkam, sollen auch vier Brüder Fick von diesem harten Schicksal betroffen worden sein. Zwei davon, ein Leinweber und ein Metzger, liessen sich im Baireuthschen nieder, der dritte, ein Steinhauer, wendete sich nach dem Hannöverschen. Der vierte Bruder jedoch scheint später zum katholischen Glauben übergetreten und als Militär der Stammvater der in Baiern eine Zeit lang blühenden freiherrlich von Fickschen Familie geworden zu sein. [Footnote: Ein General von Fick hat der Tante Luise von Arthaber etwas Aehnliches erzählt. (Anmerkung Heinrichs.)] At the beginning of the previous century Archbishop Firmian of Salzburg in a blind rage of faith so cruelly treated his numerous Protestant subjects, that a large number of them felt compelled by their faith to emmigrate to Protestant countries, expecially Prussia, Ansbach-Bayreuth etc., where concessions were made to them. Supposedly four Fick brothers fell victim to this hard lot. Two of them, a linen weaver and a butcher, settled in Bayreuth, the third a stone worker went to Hannover. The fourth brother however appears to have later converted to the Catholic faith and as soldier became the progenitor of the Freiherr von Fick family which for a long time flourished in Bavaria. [Footnote: A General von Fick had told Aunt Luise von Arthaber something similiar (Heinrich's note)].
Wenigstens hat mich vor vielen Jahren der königlich bairische Flügeladjutant Oberst von Fick durch den Kammerherrn von der Tann, mit dem ich wegen einer zu bauenden Rhönstrasse von Fulda nach Bischofsheim, bei Tann vorbei, bekannt wurde, als von gemeinschaftlicher Abstammung begrüssen lassen.» At least many years ago the royal Bavarian Flügeladjutant [winged aide-de-camp] Colonel von Fick with whom I became acquainted through the Kammerherrn von der Tann, because of the building of the Rhönstrasse from Fulda to Bischofsheim, near Tann, greeted as from common origins.
Die historische Zuverlässigkeit dieser Angaben ist jedoch nicht mit voller Bestimmtheit zu verbürgen; wenigstens stimmen die Zeitangaben nicht. Aus Papieren, die sich jetzt noch im Besitz der Sattelgrunder Müller befinden, lässt sich nachweisen, dass der erste Besitzer der Mühle ein um das Jahr 1702 herum in Heinersreuth in Oberfranken geborener Hermann Fick gewesen ist, der ganz jung, zwischen 1720 und 1730, geheiratet und die Mühle käuflich erworben hat. The historic accuracy of this information is however not guaranteed with complete certainty; at least the exact date is not right. Documents, which are still in the possession of the Sattelgrund miller, prove that the first occupier of the mill was Hermann Fick born about 1702 in Heinersreuth in Oberfranken. He married quite young, between 1720 and 1730, and purchased the mill.
Die Ausweisung der Salzburger Protestanten aber durch den Erzbischof Firmian, dieselbe, welche auch Goethe in seinem «Hermann und Dorothea» benutzt hat, geschah erst in den Jahren 1731 und 1732. Möglich ist es ja, dass zu einer früheren Zeit die Vorfahren jenes Hermann Fick auch ihres Glaubens wegen aus einem katholischen Land nach Franken ausgewandert sind; die Eltern aber waren nachgewiesenermassen schon angesessene Bauersleute in Heinersreuth. Durch diese erst vor wenigen Jahren gemachten Nachforschungen [Durch Fritz und Ludwig Fick im Sommer 1895 in Sattelgrund.] nehmen die seit Generationen bestandenen Traditionen einen etwas sagenhaften Charakter an. Jedoch braucht das Thatsächliche daran immer noch nicht angezweifelt zu werden, da es sich genau ebenso, nur zu einer andern Zeit, zugetragen haben kann. The explusion of the Salzburg Protestants by Archbishop Firmian, which Goethe used in his "Hermann and Dorothea", occurred in 1731 and 1732. It is possible, that at an earlier time the ancestors of Hermann Fick also had emmigrated from a Catholic country because of their beliefs. However it is proved that his parents had already settled as farmers in Heinersreuth. As a result of the enquiries first made a few years ago [by Fritz and Ludwig Fick in the summer of 1895 at Sattelgrund.] the traditions which existed for generations take on a somewhat mythical character. However we need not question that it occured exactly like that, only that it might have occurred at another time.
Aus den

Erinnerungen aus dem Leben meiner Voreltern und meinem eigenen Leben,

welche Heinrichs Vater niedergeschrieben hat und die ich ihrer Weitschweifigkeit wegen leider nicht wörtlich wiedergeben kann, entnehme ich folgendes:
From the

Memories of the life of my forefathers and my own life,

which Heinrich's father wrote down and which because of its long-windedness unfortunately I can not literally reproduce, I quote the following:
Von der im Baireuther Oberlande als Leinweber angesiedelten Familie scheint nun der Müller Fick, auf den mit Gewissheit die Abstammung der Familie zurückzuführen ist, entsprossen zu sein. Of the family which settled in the Bayreuth Oberlande as linen weavers only the miller Fick appears with certainty to have originated from that the family.
Als Besitzer einer oberschlächtigen Mühle in Sattelgrund erwarb sich dieser, mein Grossvater, einiges Vermögen. Dadurch, dass die meisten Bewohner der dortigen Gegend, der steilen Berge und engen Thäler, keinen Feldbau treiben konnten, sich das Mehl beim nächsten Müller kaufen mussten, um ihr Brot davon zu backen, war dieser von der Natur auf den Getreidehandel hingewiesen. As the owner of an overshot mill in Sattelgrund, my grandfather made a fortune. The steep hills and narrow valleys couldn't operate Feldbau, so most occupants of the area had to buy their flour from the nearest miller, in order to bake their bread, was this from the nature pointed to the corn trade
Mein Grossvater betrieb nun diesen Handel mit so viel Verstand und Rechtlichkeit, dass er als ein wahrer Wohlthäter seiner ärmeren Mitmenschen in der Umgegend in allgemeiner Achtung stand. Da kamen die Schreckensjahre 1770/71 und 1772 die grosse Hungersnot infolge der Teuerung der Getreidefrüchte. Durch den Mangel an fahrbaren Strassen und durch die falschen Massregeln der Hunderte von kleinen Regierungen wurde diese Kalamität mit Gewalt noch schauderhafter gemacht. Jeder kleine Dynast, Duodezfurst, Reichsgraf, selbst bloss Reichsritter, jede Abtei und jedes Kloster glaubte in seinem kleinen Territorium die Getreideausfuhr bei Konfiskation und grausamen Freiheitsstrafen verbieten zu müssen, um von den eigenen Unterthanen das drohende Gespenst des Hungertodes, wenigstens für die erste Zeit, fernzuhalten. Durch freien Getreideverkehr und schnell, notdürftig wenigstens, gebesserte Wege wäre das Uebel weit wirksamer zu bekämpfen gewesen. My grandfather now ran this business with so much common sense and Rechtlichkeit that he was well respected as an real benefactor of his poor fellow human beings in the surrounding area. Then came the terrible year 1770/71 and in 1772 the great famine as a result of the rise in the price of grain. Because of the lack of good roads and because of the wrong application of hundreds of petty regulations this calamity became even more terrible. Every small dynasty, Duodezfurst, imperial count, self bloss imperial knight, every abbey and every monastery believed it must forbid the export of grain from its small territory by confiscation and cruel imprisonment, in order to keep the approaching ghost of famine from its own subjects, at least for the first time. Through free grain trade and quick, in emergency at least, improved roads was the evil to be effectively combatted.
Müller Fick half nun seinen Nachbarn so lange aus, als er noch aus nächster Nähe Hülfsquellen herbeizuschaffen im Stande war. Als aber auch diese völlig versiegten, fasste er in seiner Grossherzigkeit den kühnen Entschluss, mit einem vierspännigen Wagen sich in die benachbarte Reichsgrafschaft Giech einzuschleichen, von woher er in guten Zeiten öfters Getreide bezogen hatte und daher bekannt und geachtet war, wurde aber mit Schiff und Geschirr und angefangener Getreideladung gefangen genommen und nach dem Hauptorte, dem Städtchen Thurnau, geführt, wo der Reichsgraf von Giech residierte. Der damalige Herr hatte einen Jugendfreund, Herrn von Olenhausen, nach Antritt der Regierung seines kleinen Ländchens zu seinem Geheimenrate gemacht, der ihm die Justizbeamtungsgeschäfte besorgte. Vor diesen mächtigen Beamten wurde nun Müller Fick ins Verhör geführt, von welchem er noch oft seinen Kindern erzählte: wie er in seiner Angst wegen der ihm drohenden, seinen Wohlstand auf lange Zeit zerstörenden Konfiskation von Schiff, Geschirr und Ladung, und schwerer Freiheitsstrafe in einen starken Schweiss ausgebrochen und in der Verlegenheit mit seinem zinnernen Kamm, den er nach damaliger Sitte um das halbe Hinterhaupt herum trug, beständig sein Haupthaar gekämmt, während er einfach, wahrhaft und klar seine und seiner Mitbürger Lage und Verhältnisse auseinandersetzte. Sei es, dass dem Geheimenrat der Müller Fick schon früher als ein vortrefflicher Mann bekannt war, sei es, dass er ihm erst in diesem Verhöre so wohl gefiel, kurz
   Er fühlte ein menschliches Rühren,
   Lässt schnell vor den Herrn ihn führen,
   
nachdem er diesem wahrscheinlich vorher einen rührenden Vortrag gehalten haben wird.
Miller Fick now helped out his neighbours as long as he could from sources near at hand. However when these also dried up completely, he made the bold decision to sneak into the neighbouring Reichsgrafschaft of Giech with a wagon. In good times he had often obtained grain there and he was well known and respected. However he was arrested with Schiff und Geschirr partly loaded with grain and taken to the main town, the little town of Thurnau, where the Reichsgraf resided. After coming to power in his little state, the ruler had made a friend from his youth, Herr von Olenhausen, his privy councillor who looked after judical matters. Miller Fick was now interrogated by this powerful official. He often told his children about it. How in his fear because of the threat to his long time prosperity, with the confiscation of his Schiff, Geschirr und Ladung, and a severe prison sentence, he broke out in a heavy sweat and in his embarrassment continually combed his Haupthaar with the pewter comb, which according to the then custom he carried around the half Hinterhaupt, whilst he simply and clearly explained his fellow citizens position and circumstances. Be it, that miller Fick was already known as an excellent man to the privy councillor, that he like him first in this interrogation so much, shortly
   He felt a human pity,
   quickly lead him before the ruler,
   
after that he this probably before a moving talk held have become.
Der Graf blickte ihn auch lange gnädig an, darauf erfolgte der überaus milde Spruch: Das bereits geladene Getreide müsst Ihr den Leuten zurückliefern, da den Leuten der Verkauf ins Ausland streng verboten ist. Aber ich will Ihm von meinem eigenen Getreideboden so viel ablassen, als Ihr bedürft und zwar zu einem Preis, der für Eure armen Nachbarn nicht zu hoch sein wird. So kehrte der beglückte Müller mit einer schweren Ladung zurück, und wer hätte es damals für möglich gehalten, dass schon nach zehn Jahren der Sohn des armen geängstigten Mannes und die Tochter des mächtigen Ministers sich heiraten und die Stammeltern einer zahlreichen, den höheren wissenschaftlichen Kreisen angehörenden Familie werden würden. The Graf looked kindly on him and the result was an extremely mild sentence. The grain already loaded must be given back, since export was strictly forbidden. However I want you to take from my own grain store as much as you need and that at a price which will not be too high for your poor neighbours. So the delighted miller returned with a heavy load. Who would have thought it possible that after ten years the son of the poor frightened man and the daughter of the mighty minister would be married and the founders of a numerous family, belonging to the higher academic circles.
Der Uebergang dieser schlichten einfachen Familie durch einen ihrer Söhne in wissenschaftliche Bahnen hatte aber eine sonderbare, ganz geringfügige Ursache. Müller Fick lehnte eines Tages im offenen Fenster und sah seinem kleinen, etwa vierjährigen Sohne zu, wie dieser barfuss, mit einer weissen baumwollenen Nachtmütze auf dem Kopfe, in dem vor dem Hause vorüberrauschenden Bache patschte und mit den Händen nach Forellen fischte. Der Junge hatte einen sehr starken Fisch auf dem Korne, der sich jedoch in eine starke Steinritze am felsigen Ufer flüchtete und nicht wieder heraus wollte. Nun nahm der Junge seine Mütze ab, spannte sie vor der Steinritze auf und kitzelte den Fisch mit einem kleinen Stöckchen so lange, bis derselbe herausfuhr und mit dem Kopfe und halben Oberkörper in der Mütze gefangen war, die er nunmehr mit beiden Händen zusammenhielt. Der Fisch aber schlug gewaltig um sich, so dass der Kleine mehrmals umfiel, jedoch den Fisch durchaus nicht fahren liess, bis der Vater ihm zu Hülfe kam, so dass also der kleine Junge den sehr starken Fisch richtig erobert hatte. Dieser Beweis von Mut und Ueberlegung in so zartem Alter bestimmte nun den Müller zu dem Entschlusse: Dieser Junge muss studieren, damit etwas Tüchtiges aus ihm wird. The transition by one of the sons from this simple family into academia had however a quite simple reason. One day Miller Fick leant out of the open window and watched his small son who was nearly four years old. He was splashing, bare foot, in the stream which flowed past the house, with a white cotton nightcap on his head, fishing for trout with his hands. The boy had a very big fish on the Korne. However, it taken refuge in a crack in the rocky bank and didn't want to come out. The boy took off his hat and spread it out in front of the crack. He then tickled the fish with a little twig until it came out and its head was caught in the hat, which he now held with both hands. The fish however fought so hard, that the little one fell over several times, still he would not let the fish go let, till his father came to help him, and so the little boy had beaten the very big fish. This demonstration of pluck and intelligence at such a tender age made the miller decide: the boy must study, so that something could be made of him.
Zu diesem Behufe wurde nun mein Vater in seinem zwölften Jahre, nachdem ihn ein benachbarter Prediger etwas vorbereitet hatte, auf das Gymnasium nach Koburg gebracht. Dieses Gymnasium war damals in zwei Abteilungen geteilt: die erste, Pädagogium genannt, enthielt die untersten drei oder vier Klassen, die zweite, unter dem Namen Publicum, die höheren, wo die schon ziemlich herangewachsenen Schüler alle Untugenden der damaligen wirklichen Universitäten — burschikosen Ton, in Saufereien ausartende Trinkgelage und Kommerse, Landsmannschaften und geheime Verbindungen und so weiter — nachmachten. Dort mag mein Vater den Studentengeist eingesogen haben, der ihn nach Jena und Erlangen begleitete, ihm auf diesen Universitäten viele Gefahren und Verdruss zuzog, ihn der theologischen Laufbahn, für die er vom Vater bestimmt war, entfremdete, jedoch einen kühnen männlichen Charakter und höchst liberalen Geist in ihm ausbildete, wobei nicht geringe geistige Anlagen zu Hülfe kamen. Er war auf beiden Universitäten immer in der ersten Reihe der Studenten, meist Senior oder Consenior eines der damals bestehenden Orden, Amicisten, Constantisten und zuletzt der schwarzen Brüder. To this Behufe when my father was twelve, he was sent to the grammar school at Coburg, after a neighbouring preacher had somewhat prepared him. This grammar school was then divided into two departments: the first, called the Pädagogium comprised the first three or four classes and the second, called the Publicum, the upper, where the already rather grown-up pupils immitated all the bad habits of the then real universities - childish noises, going too far in drinking bouts and Kommerse, Landsmannschaften and secret societies etc. There my father soaked up the Studentengeist, which accompanied him to Jena and Erlangen. At these universities many dangers and annoyances alienated him from father intended for him. However he developed a bold manly character and the highest liberal spirit, whereby not little spiritual Anlagen to Hülfe came. At both universities he was always in the first rank of the students, mostly Senior or Consenior of one of the then existing orders, Amicisten, Constantisten and lastly the schwarzen Brüder.
Diesem letzteren Orden, der als ein jüngerer Zweig der Maurerei schon unter den jüngeren Leuten auf Universitäten die Grundsätze der reinen Humanität anzubahnen strebte, scheint mein seliger Vater noch in den ersten Jahren seiner Lehrerlaufbahn mit seinem intimsten Freunde und Verleger Walther, Dr. Reil und anderen Freunden, die schon dem bürgerlichen Leben angehörten, angehangen zu haben, bis der Sache durch ernstliches Einschreiten des Gouvernements ein Ende gemacht wurde. Dabei ergab sich jedoch für die Teilhaber nichts Nachteiliges, da die guten Leute, bei Zeiten gewarnt, die bei Buchhändler Walther in Verwahrung gewesenen allfälligen Beweisstücke für eine geheime Verbindung klüglich auf die Seite gebracht hatten. This last order, which as a junior branch of the Maurerei = Masons?, strove to cultivate the principles of the pure humanitarianism amongst the younger people in universities. My late father appears in the first years of his teaching career to have joined up with his most intimate friend and publisher Dr. Walther Reil and other friends, who already belonged to the middle-class, till it was ended by the government's intervention. Thereby arose however for the partners nothing Nachteiliges, there the good people, by times warned, which by book seller Walther in safekeeping been allfälligen evidence for a secret connection cleverly on the side brought had.
Nicht so glücklich fielen für den Vater seine früheren Studentenhändel, wo er als Vorsteher der einen oder anderen Verbindung natürlich immer vorne dran sein musste, aus. In Jena, wo, wie auch später in Erlangen, das Duell auf Stoss stattfand, wurde ihm der linke Arm — er focht nämlich mit der linken Hand, deren er sich auch beim Kegel- und Billardspiel bediente - zugleich zweimal durchstochen, ohne dass dies Folgen für die Bewegung des Gliedes nach sich zog. In Jena wurde er konsiliiert, wahrscheinlich infolge des unglücklichen Duelles, in welchem ein Student, Thaudistel, die Zierde der damaligen Studentenschaft, auf der Stelle getötet wurde und er als Sekundant oder Zeuge anwesend gewesen sein sollte. My father was not so lucky in his earlier student squabbles, where he as director of one or other association naturally always had to be at the front. In Jena, where, like later in Erlangen, the duel auf Stoss took place, his left arm - that is he fought with the left hand, which he also used for bowls and billiards - at the same twice pierced, without this resulted for the movement of the limb. In Jena he was konsiliiert, possibly as a result of the unfortunate duel, in which a student, Thaudistel, the pride of the students, was killed on the spot and he was present as second or witness.
Auch mit von Kotzebue, der damals in Jena studierte, scheint er Verdruss gehabt zu haben, da ich bemerkte, dass er demselben, trotz seiner grossen Herzensgüte, immer noch gram war, was wohl nicht der Fall gewesen wäre, wenn er das unglückliche Ende des durch studentischen Fanatismus von Sand gemordeten berühmten Mannes hätte ahnen können. Beiläufig sei es hier erwähnt, dass wir in Erlangen den Studenten Sand, der ein überaus tugendhafter, guter, sanfter Jüngling war, recht gut kannten, da er dicht neben uns wohnte und die älteren Kinder, Margarethe und Ludwig, öfters auf die Arme nahm, wenn er sie auf der Gasse traf. Derselbe ist ein trauriges Beispiel, wohin religiöser und politischer Fanatismus die besten Menschen führen kann, denn Sand war auch bei seiner Sanftheit nicht einmal persönlich mutig; seinen besten Freund, einen gewissen Donauer, sah er beim Baden vor seinen Augen ertrinken und hätte ihn vielleicht retten können, wenn er beherzt zugegriffen hätte und nicht bloss in lautes Klagen und Weinen ausgebrochen wäre. Und derselbe Jüngling beging einen grausamen Meuchelmord an einem ihm persönlich ganz unbekannten alten Manne, der ihm freundlich bei seiner Anmeldung entgegengekommen war! -- weil, wie man damals behauptete, ihn unter den drei Senioren von drei Universitäten das Loos zu dieser schrecklichen That traf, zu welchem die Studenten das Opfer verfehmt hatten. Kotzebue war ihrer Meinung nach allzu sarkastisch den damaligen Freiheitsbestrebungen und dem Studentengeiste in seinen Schriften und Berichten nach Russland entgegengetreten. He also appears to have been displeased with von Kotzebue, who was then studying in Jena. I noticed that he, despite his great kindheartedness, still grieved, what probably was not the case, when he had could have foreseen the unfortunate end of the famous man murdered by Sand due to student fanaticism. It should mentioned here, that in Erlangen we knew the student Sand very well. He was an extremely virtuous, good, gentle youth, who lived very near us and often picked up the older children, Margarethe and Ludwig, when he met them in the alley. It is an sad example, of where religious and potical fanatacism can lead the best people, since Sand because of his gentleness was not at all personally brave; he saw his best friend, a certain Donauer, drown near Baden before his very eyes and perhaps he could have saved him, if he had bravely made a grab and not just broken out in tears. And the same youth committed a cruel treacherous murder of an old man who he didn't know and who was peacefully coming towards him! - since, how one then claimed, him among the three Senioren of three universities the Loos to this terrible deed traf, to which the students the victim verfehmt had. Kotzebue was opposed to their opinion to allzu sarcastic the then freedom attempt and the Studentengeiste in his writings and reports to Russia.
In Erlangen, von wo der gute Vater später relegiert wurde, war es nun, wo derselbe unsere Mutter kennen lernte, die zu jener Zeit in Pension bei dem Hofrat Sommer, einem Stiefbruder ihrer Mutter, die eine geborene von Meyersbach gewesen ist, sich befand. Dieser Stiefonkel war ritterschaftlicher Konsulent des Ritterkantons Steigerwald und Chef der zu diesem Kanton gehörigen Kanzlei, welche den Sitz in seinem eigenen Hause am Hauptmarkte hatte. Im genannten Sommerschen Hause nun lebte die selige Mutter, damals Fräulein von Olenhausen; ihre Mutter hatte sie nach dem Tode des Vaters, des Geheimen Rates von Olenhausen, zu ihrem Stiefbruder nach Erlangen in Pension zu weiterer Ausbildung gegeben, zwei andere Töchter anderweitig untergebracht, um ihrer Reiselust nachhängen zu können. Ein einziger Bruder war mit einem Ostindienfahrer als Clark nach Ostindien gefahren, von wo man aber nie etwas Bestimmtes von ihm hörte; nur dunkle Gerüchte tauchten auf, dass er später in Portugal gelebt habe. In diesem Hause also hatte sie ihr Stübchen in der Ecke vom Markt und der Nebengasse, zwei Treppen hoch, und da sahen sich der selige Vater und die Mutter, wenn der erstere bei der sogenannten Obstbärbel, der vornehmsten der auf dem Markte sitzenden Obsthöckerinnen, sass, die immer einen Kreis von Studenten auf kleinen Bänkchen um sich hatte, die Kirschen oder anderes Obst assen, und die andere aus ihrem Fenster dem Treiben der Obstesser zusah. Die Obstbärbel hat mir später oft erzählt, wie der selige Vater in scharlachrotem Frack mit thalergrossen Stahlknöpfen, grossem Federhut und Degen an der Seite, dasass und die schmachtendsten Blicke nach dem bewussten Fenster des Eckzimmers richtete; worauf dann abends in dem Nebengässchen ein Briefchen an einem Faden heruntergelassen und ein anderes dagegen vom Bruder Studio hinaufbefördert wurde. Dieser zärtliche Verkehr sollte aber grausam unterbrochen werden, da der selige Vater plötzlich seiner Ordenshändel wegen in aeternum relegiert wurde. Was nun thun? Die beiden jungen Leute gehen mit einander durch und werden nach mancherlei Irrfahrten in einem kleinen Städtchen im Fürstentum Hohenlohe-Künzelsau, wahrscheinlich durch Vermittelung dortiger angesehener von Meyersbachscher Verwandten, getraut, um den einmal eingetretenen Uebelstand nach Möglichkeit wieder gut zu machen. Meine selige Mutter begab sich nach Roth bei Ansbach zu einer Jugendfreundin, der damals dort lebenden Kammerrätin Funk, und dort erblickte ich am 25. Dezember 1783, abends 8 Uhr, das Licht der Welt, während der Vater eine Hauslehrerstelle bei dem Hofrat Pensel in Schauberg, Amts Lauenstein, auf dem Thüringerwalde in der Nähe seiner Heimat annahm. At that time our mother was staying in Erlangen, from where father later would be relegiert, and where he met our mother, with Sommer, the privy counsellor, a step-brother of her mother, who was born von Meyersbach. This step-uncle was ritterschaftlicher Konsulent of the Steigerwald Ritterkantons and head of the chancellery of this canton, which had its offices in his own house in the Hauptmarkte. Our late mother, then Früulein von Olenhausen, was staying in the said Sommer's house. After the death of her father, the privy counsellor von Olenhausen, her mother sent her to her step-brother to Erlangen for her further education - two other daughters were accomodated elsewhere, in order to restrain? their love of travel. Their only brother travelled as clerk to the East Indies, and nothing certain was heard of him again; only dark dark rumours surfaced that he had later lived in Portugal. In Sommer's house she had a small living room on the corner of the market place and a side alley, on the second floor, and there our late father and mother saw one another. He sat near the so-called Obstbärbel, the most fashionable of the Obsthöckerinnen on the market place, which always had a group of students around it sitting on small benches, eating cherries or other fruits. She watched the activities the fruit eater out of her window. Later, the Obstbärbel often told me, how my late father in his scarlet tailcoat with taler-sized steel buttons, a large feather hat and a sword at his side, sat there and looked most longingly at the window of the corner room; from where in the evenings a note was lowered down on a thread into the side alley and another sent up from the brother Studio. This affectionate correspondence however was cruelly interrupted, since my late father suddenly his Ordenshändel because for ever was relegiert. What to do now? The two young people eloped and after a wild goose chase they were married in a small town in the princedom of Hohenlohe-Künzelsau, probably through the intervention of the there respected von Meyersbach relations, in order as far as possible to restore the former eingetretenen Uebelstand again. My mother went to a young friend, the Kammerrätin Funk, then living at Roth near Ansbach and there, on the 25th December 1783, at 8 o'clock in the evening, I was born. Meanwhile my father became a private tutor to the family of the privy counsellor Pensel in Schauberg, Amts Lauenstein, in the Thuringian Forest near his home town
Diese Familie, bei welcher ich später bei meinen Ferienreisen im Thüringerwald zu den Verwandten, immer sehr gut aufgenommen war und sehr glückliche Stunden genoss, gewann meinen seligen Vater sehr lieb. Hofrat Pensel, der eine Porzellanmanufaktur und besonders blühende Schmalteblaufabrik besass, liess ihn sogar Einsicht nehmen in die Fabrikationsweise des Schmalteblau, um künftig eine Filialfabrik in England gründen zu können. This family grew fond of my father. They always made me very welcome, when later I spent my holidays in the Thuringian Forest with my relations, and I enjoyed many very happy hours with them. Privy counsellor Pensel, who owned a porcelain factory and a particularly flourishing Schmalteblau factory, even let him examine the manufacturing process of the Schmalteblau, so that he could set up a subsidiary factory in England.
Als nun nach ungefähr zwei Jahren auch der Grossvater auf der Mühle gestorben war, verglich sich der selige Vater mit seinen drei Brüdern und einer Schwester und liess sich eine erkleckliche Summe als Erbteil herauszahlen, mit welcher er in Begleitung meiner Mutter und des Söhnchens eine Reise nach England antreten konnte, um daselbst mit Unterstützung der Regierung das erlernte Fabrikationsgeschäft zu begründen. Es lebte damals in London ein Herr von Meyersbach, Bruder oder naher Vetter der Grossmutter von Olenhausen, angesehener und wohlhabender Arzt daselbst, der ihm alle Unterstützung angedeihen liess und selbst im Stande war, ihm eine persönliche Audienz beim König Georg III., der damals noch im vollen Besitze seiner Geisteskräfte war, zu verschaffen. Leider war aber das englische Gouvernement kurz vorher durch einen Deutschen, der in gleicher Absicht nach England gekommen war und bedeutende Unterstützungen erhalten hatte, auf eine schmähliche Weise betrogen worden und da konnte wohl nicht fehlen, dass sie dem ehrlichen Vater nicht mehr beträchtliche Unterstützungen anvertrauen wollten. So musste nach einem Jahre, nachdem seine Hülfsquellen aufgezehrt waren, der arme Mann mit dem Rest nach Deutschland zurückkehren. After about two years grandfather from the mill was dead. Father came to an agreement with his three brothers and his sister and received a tidy sum as his share of the inheritance. With this he could set out on a journey to England along my mother and their little son, in order to found a manufacturing business with the support. At that time there lived in London a certain von Meyersbach, a brother or close cousin of grandmother von Olenhausen. Von Meyersbach was a respected and prosperous doctor, who supported father and was in a position to get him a personal audience with King George III, who was then still in full possession of his mental faculties. Unfortunately, just before, a German had come to England with then same intention and had received considerable support. He had then shamefully cheated the English government and they could probably no longer offer the considerable support my honest father wanted. So after a year, when his financial resources had been eaten up, the poor man had to return to Germany with the remnants.
Er hatte aber durch seinen Aufenthalt die englische Sprache sehr gut erlernt, die ihn künftig ernährte und die gute Erziehung einer zahlreichen Familie möglich machte. Er hatte auch das englische Theater in seiner höchsten Glorie gesehen, wo Garrik und Frau Siddons als erste Sterne glänzten. However, during his stay he had learnt to speak English very well and that supported him in the future and made possible the good upbringing of a numerous family. He had also seen the English theatre in all its glory, where Garrick [died 1779] and Mrs Siddons shone as its greatest stars.
Bei seiner Rückkehr in die Heimat handelte es sich zunächst darum, dass seine Relegation wieder aufgehoben wurde, um sich fur die Landesuniversität Erlangen habilitieren zu können. Er ging zu diesem Behufe nach Ansbach, wo damals dem letzten Markgrafen der beiden Fürstentümer, Alexander, sein allmächtiger Minister, Geheimerrat Bösch zur Seite stand, der ein vortrefflicher und wohlwollender Mann gewesen ist. Bei diesem stellte sich der Vater nun zunächst vor, schilderte ihm seine bisherigen Schicksale und gewann die volle Zuneigung des herrlichen Mannes. Er stellte ihn sogar seinerseits in den nächsten Tagen dem Herrn Markgrafen selbst persönlich vor, bei welcher Audienz er auch die Gunst dieses wohlwollenden Fürsten gewann, so dass dieser keinen Anstand nahm, die Relegation sofort aus fürstlicher Machtvollkommenheit aufzuheben, und ihn für fähig erklärte, sich an den Landes-Gymnasien oder der Universität als Lehrer sein Brot zu verdienen. On his return home at first it was a question of whether, since his Relegation had been raised, the University of Erlangen was able to award his postdoctoral qualifaction. He went to this Behufe to Ansbach, where there the last Margrave of the two princedoms, Alexander, had his powerful minister, privy counsellor Bösch at his side, who was an excellent and kindly man. Father applied to him at first, explained his present lot and won the complete affection of this wonderful man.
Der Vater zog nun zunächst nach Ipsheim im Aischgrunde, wohin inzwischen die Kammerrat Funksche Familie versetzt worden war. Zuerst wurde er als Kollaborator beim Gymnasium zu Neustadt an der Aisch und bald darauf in gleicher Eigenschaft beim Gymnasium zu Erlangen als Lehrer der Geschichte und Geographie mit vierzig Gulden (!) Gehalt angestellt. Hier hatte nun aber der Vater durch Privatstunden in der englischen Sprache gute Gelegenheit, sein Brot zu verdienen, da der eigentliche Lektor dieser Sprache, ein Magister Fallet, wenig zu leisten im Stande war.  
Auch die selige Mutter, die ausnehmend wissenschaftlich gebildet war, half beim Broterwerb durch englischen und französischen Unterricht, den sie jungen vornehmen Damen in der Stadt erteilte, bis ihr solches durch die zunehmende Familie nicht mehr möglich war. Bei dieser Gelegenheit muss ich noch erwähnen, dass diese Frau bei den sonstigen ausgezeichneten Eigenschaften an Bildung, Herz und Kopf, leider sich im Zorne nicht zu mässigen wusste, was sie noch mit manchen Töchtern Evas, wenn auch nicht in solchem Grade, gemein hatte, so dass auf viele Individuen des weiblichen Geschlechtes die Schilderung Goethes von den Titanen anwendbar ist:
   Rat, Weisheit, Mässigung und Geduld
   Verbirgt die Natur ihrem scheuen Blick !
   Zur Wut wird in ihnen jegliche Begier,
   Grenzenlos schweift ihre Wut umher !
   
 
Durch solche Zornausbrüche, die an Berserkerwut grenzten und sie alles zerstören liessen, was ihr in die Hände geriet, hat sie ihrem Mann, sowie auch mir und meinen Geschwistern manche frohe Jugendstunde verbittert. Doch sei ihr die Erde leicht! Sie hatte das grosse Verdienst, dass sie es durch ausnehmende Sparsamkeit dem guten Vater möglich machte, seinen Kindern eine gute Erziehung zu geben.  
Aber leider ist das fatale laute Denken ein sehr häufiges Erbteil der Evastöchter, welches ihnen, sowie auch uns Männern zu einer Quelle vielen Ungemachs wird. Sie beherzigen sehr selten das gold'ne Sprüchlein Luthers in dessen Tischreden:
   Es gibt auf Erden keine edlere List,
   Denn wer seiner Zunge ein Meister ist.
   Viel wissen und wenig sagen,
   Nicht immer nach allem fragen.
   Sprich wenig und mach's wahr,
   Was du borgst, bezahle bar.
   Und lass einen Jeden sein, wer er ist,
   So bleibst auch du wohl, wer du bist.
   
 
Nach einiger Zeit, nachdem der englische Lektor gestorben war, wurde der selige Vater als Lektor der englischen Sprache, zuerst ohne Gehalt, neben seiner Stelle am Gymnasium bestellt, und da er dabei sehr viel Schriften aus dem Englischen ins Deutsche übersetzte, die ihm sein Freund, Buchhändler Walther, verlegte, so fing es an ihm etwas besser zu gehen. Allerdings wurde zu jener Zeit der Druckbogen in der Regel nur mit fünf bis sechs Gulden bezahlt! Von seinen vielen Uebersetzungen, die allein schon ein kleine Bibliothek zu bilden im stande sind, erwähne ich u. a. nur den bändereichen British Plutarch, des grossen Menschenfreundes Howard Reisen durch die Gefängnisse von Europa und Asien; Bruce: die Reisen zur Entdeckung der Quellen des Nilstromes; Playfairs damals berühmte Schriften, den Spectator u. s. w. Sein Fleiss, seine Thatkraft und Energie waren einzig in ihrer Art. Wenn er des Tages über durch seinen Unterricht im Gymnasium und durch Privatstunden sich totmüde gearbeitet hatte, war er im Stande, bis ein und zwei Uhr nachts aufzubleiben und an seinen Uebersetzungen zu schreiben. Auch hat u. a. der selige Vater ein sehr nützliches und interessantes Büchlein geschrieben: «Der treue Führer auf der akademischen Laufbahn», worin er sehr schöne Verhaltungsmassrcgeln für Studierende aus dem reichen Schatze seiner Erfahrungen niedergelegt hat, welches Büchlein zu jener Zeit viel Interesse erweckt und gewiss Nutzen gestiftet hat.  
Durch diese Arbeiten wurde er aber in den Stand gesetzt, die beste englische Grammatik und das beste Lehrbuch der damaligen Zeit, nach Meidingers Methode der französischen Grammatik, herauszugeben, die zweiundzwanzig oder dreiundzwanzig Auflagen, und zwar zum Vorteil des Buchhändlers allzureiche von zweitausend bis dreitausend Exemplaren, erlebten. Selbst nach dem Tode des Vaters erschienen noch weitere Auflagen, wofür Herr Buchhändler Enke, auf den der Walthersche Verlag übergegangen war, uns Kindern das Honorar zu gleichen Teilen mehrere Male redlich übersendet hat. Auch ein vollständiges englisches Wörterbuch hat er herausgegeben, welches eine kolossale Arbeit war und frühere Wörterbücher mit Wörtern aus den vielseitigsten Wissenschaften und technischen Kunstausdrücken bereichert hat.  
Eine ganz originelle Schrift hat er herausgegeben, welche früher noch nicht vorhanden war: «Taschenkalender für Reisende durch Deutschland», [Dieses Werkchen, ein im Jahre 1796 erschienener Vorläufer der heutigen Baedeker, Murray, Tschudi ete., enthält wirklich manches Interessante, so dass es schade ist, dass der Mangel an Raum nicht gestattet, es seiner Originalität wegen vollständig in diesen Erinnerungen aufzunehmen. Einige Auszüge daraus, sowie aus dem vorher erwähnten «treuen Führer auf der akademischen Laufbahn» (Erlangen, bei Joh. Jak. Palm, 1797), dürften jedoch gewiss willkommen sein und so will ich diese am Schlusse dieses Abschnittes folgen lassen.] worin alles, was einem Reisenden, besonders einem Fussreisenden interessant sein konnte, enthalten war: Verhaltungsmassregeln, Geldverhältnisse, Reiserouten und Entfernungen und hauptsächlich ein alphabetisches Verzeichnis der bemerkenswerten Ortschaften und Städte, mit deren kurzer Beschreibung an Einwohnerzahl, Merkwürdigkeiten, besten Gasthöfen u. s. w. ; und alles dies im bequemsten Taschenformat, so dass auch der Fussreisende, solches bequem mit sich führen konnte.  
Dieses Büchlein hat auch achtzehn sehr zahlreiche Auflagen, bis zu dreitausend Exemplaren, erlebt, gewiss ein starker Beweis von dem damaligen Zeitbedürfnisse. Später wurde der «Taschenkalender» besonders von Reichard in ausführlicher Weise nachgeahmt.  
Auch eine sehr gute Erdbeschreibung hat der selige Vater in einem starken Oktavband geliefert, die zu jener Zeit, als gedrängt und vollständig, sehr beliebt gewesen ist und mehrere Auflagen erlebt hat.  
Die Lage des geplagten Mannes verbesserte sich noch wesentlich, als die Redaktion der zu jener Zeit in ganz Deutschland berühmtesten «Erlanger Realzeitung» hinzukam, wofür sechshundert Gulden jährlich bezahlt wurde. Diese Zeitung, eine der ersten, welche wöchentlich mehrmals erschien, war vor dem siebenjährigen Kriege durch einen Justizrat Gross in Erlangen gegründet worden. Sie hatte ein Privilegium von Kaiser und Reich und auch in Preussen zu Gunsten der Realschule in Berlin, weshalb die Grosssche Familie in einen Prozess mit gedachter Anstalt (an die näheren Umstände erinnere ich mich nicht mehr) verwickelt wurde und vierzigtausend Gulden dabei einbüsste. Der damalige Chef der Familie, Hofrat Gross, stürzte um die Zeit dieses verlorenen Prozesses Mittags elf Uhr aus dem Fenster der Beletage seines schönen grossen Hauses, am Marktplatze und der Hauptstrasse gelegen, dem früher erwähnten Hause meines Stiefgrossonkels, Hofrat Sommer, gerade gegenüber. Ich habe, aus dem Gymnasium nach Hause gehend, ihn herabfallen sehen; da er ein kurzer dicker Mann war, blieb er auf der Stelle tot auf dem Steinpflaster. Es hiess nun damals allgemein, er habe sich aus Melancholie über den verlorenen Prozess selbst den Tod gegeben; allein ich glaube es nicht, da diese mit der Zeit sehr reich gewordene Familie wegen vierzigtausend Gulden Verlust noch keineswegs in Verlegenheit kommen konnte.  
Aber eine andere Verdriesslichkeit soll Hofrat Gross wegen seiner Zeitung gehabt haben. Er hatte nämlich im siebenjährigen Kriege über Friedrich den Grossen bitter und witzig gespöttelt, dass dieser, dem Vernehmen nach, damals bei der Einnahme von Bamberg die zwölf silbernen Apostel aus einer Kirche nehmen und Geld daraus schlagen liess, mit der scherzhaften Aeusserung: «Gehet hin in alle Welt und lehret alle Völker.» Die Mönche hatten aus Besorgnis eines solchen Spoliums vorsorglich die silbernen Apostel mit schwarzer Oelfarbe angestrichen gehabt, was aber den Preussen verraten gewesen sein muss. Seit jener Zeit wurden die Bamberger deshalb Herrgottschwärzer genannt, über welches Wort man in Bamberg schöne Schläge bekommen konnte. König Friedrich soll aber dem Zeitungsschreiber seine boshaften Witze über den Vorfall mit den Aposteln so sehr übel aufgenommen haben, dass nach der damaligen Sage entweder er selbst oder einer seiner höheren Offiziere einen Lieutnant mit fünfundzwanzig Husaren nach Erlangen gesendet haben soll, um dem Zeitungsschreiber fünfundzwanzig ad posteriora aufzuzählen. Wahrscheinlich blieb es aber bei der blossen Drohung; indessen soll der Hofrat Gross eine Quittung über den richtigen Empfang haben ausstellen müssen, worauf dann der Offizier mit seinen Leuten eiligst wieder davon geritten sei, ehe die Geschichte in der Stadt mehr ruchbar wurde.  
Nach dem später erfolgten unglücklichen Tode des Hof rates Gross berief die Familie den damals sehr berühmten Geographen Professor Fabri in Halle, als Redaktor der gedachten Zeitung nach Erlangen. Allein unter dessen Redaktion sank die Abonnentenzahl bis auf sechstausend herab, da er bei aller seiner Gelehrsamkeit als Geograph nicht den blühenden Stil hatte, der zur Redaktion eines solchen Blattes mit Originalleitartikeln unerlässlich scheint. Er gab daher das Geschäft selbst auf und begnügte sich mit der Professur für Geographie und Statistik an der Universität und lenkte die Wahl seines Nachfolgers seitens der Familie Gross auf den seligen Vater, seinen intimen geliebten Freund, der ihm besser als er selbst dafür geeignet schien. Und wirklich rechtfertigte der Erfolg seine Ansicht auf das vollkorhmenste, indem es dem Vater gelang, der Zeitung den alten Ruf in Deutschland wieder zu verschaffen und schon in ein paar Jahren die Abonnentenzahl auf achtzehntausend zu bringen, wie in der blühendsten Periode der Zeitung. Die Familie Gross bezeigte sich auch ausser dem Gehalte von sechshundert Gulden durch Geschenke dankbar und würde es noch mehr gewesen sein, wenn mit der seligen Mutter ein besseres freundschaftliches Verhältnis stattgefunden hätte, was bei deren zornigem Gemüte nicht möglich war.  
Leider aber hat dem guten Vater seine Zeitungsredaktion eine grosse Kalamität zugezogen. Als nämlich die, inzwischen durch die 1792 geschehene Abtretung des kinderlosen Markgrafen Alexander an die Krone Preussens gegen eine Leibrente von sechshunderttausend Thalern gekommenen, fränkischen Fürstentümer ganz gegen alles Völkerrecht zum Teil von Franzosen besetzt wurden, nämlich das Fürstentum Ansbach, als Vorbereitung zur Schlacht von Jena, ergrimmte der Vater in hohem Grade gegen die Franzosen. Von seiner Vorliebe und Achtung für dieselben, als wollten sie den unterdrückten Völkern Freiheit und Wohlstand bringen, war er schon früher radikal geheilt. In seiner Zeitung, die im damals noch neutralen Fürstentum Baireuth herauskam, liess er sich in den bittersten Bemerkungen über die an Preussen begangene grosse Ungerechtigkeit aus. Dies ging nun mehrere Monate ganz gut und die mitunter witzigen und sarkastischen Bemerkungen uber das Benehmen der Menschenbeglücker und Befreier machten den Lesern der Zeitung vielen Spass. Allein als Marschall Davoust beim Ausbruche des Krieges mit Preussen im Herbste 1806 gegen das Fürstentum Baireuth, gegen Saalfeld vorruckte, wo das erste blutige Vorpostengefecht stattfand, bei welchem der in ganz Preussen überaus beliebte Prinz Louis Ferdinand das Leben verlor, liess er vor seinem Abgange aus Ansbach die Aeasserung fallen: « Gut, dass wir durch Erlangen kommen, da wollen wir dem von England bezahlten Gazettier seinen englischen Sold anstreichen u. s. w.». Er liess sich nämlich nicht ausreden, dass der Vater als Lehrer der englischen Sprache auch seine Feder den Engländern verkauft haben müsse.  
Es waren aber in Davousts Umgebung doch noch rechtschaffene Männer, die nicht wünschten, dass sich ihr grausamer Chef zu einer Gewaltthat hinreissen lassen möge und der selige Vater erhielt daher zwei Tage vor dem wirklichen Einrücken der Franzosen durch Erlangen an einem Tage drei anonyme Warnungen vor dem ihm drohenden Schicksale, so dass ihm nichts übrig blieb, als sich zu Fuss über Streitberg, Baireuth zur preussischen Armee zu begeben, wobei ich ihm noch bis Streitberg das Geleit gab. Er hatte in derselben einen sehr guten Freund, den Obrist von Schauroth, von dem zu Neustadt an der Aisch liegenden königlich preussischen Husarenregiment. Ausserdem war er auch dem Prinzen Solms, dem Schwager des Königs von Preussen, befreundet und von dem General Grafen Tauenzien, der früher in den preussisch gewordenen fränkischen Fürstentümern kommandiert hatte, hoch geschätzt.  
Diese und noch mehrere Freunde in der preussischen Armee beabsichtigten nun, den seligen Vater mit der Armee ziehen und durch ihn ein Armee-Zeitungsblatt, gleichsam eine Art fortlaufendes Kriegs- und Sieges-Bulletin, schreiben zu lassen. Der Obrist von Schauroth, der beim Treffen von Saalfeld einer der ersten ziemlich schwer Verwundeten wurde, nahm ihn ganz zu sich in sein Zelt und sorgte wie ein Bruder für seine reichliche Verpflegung.  
Allein die bald darauf folgenden unglücklichen Schlachten von Jena und Auerstädt machten die Träume von einer glorreichen Armeezeitung zu nichte und der Vater war genötigt, mit den fliehenden Trümmern der preussischen Armee nach Preussen zu flüchten, durch Berlin ostwärts nach Königsberg, wobei aber immer die Freunde von Schauroth und Prinz Solms freundlich für ihn sorgten. In Königsberg übermannte ihn die Sehnsucht nach Heimat und Familie. Der dortige reiche Kaufmann und grosse Schiffsrheder Abegg, dem er durch seinen Bruder, reformierten Prediger in Erlangen, intimen Freund des Vaters und dessen Schüler in der englischen Sprache, dringend empfohlen war, versah ihn daher mit Reiseausstattung, Pelzwerk und Geldmitteln, damit er sich in Memel auf einem nach Hamburg gehenden Schiffe einschiffen konnte, von wo er sich dann hinter der siegreichen französischen Armee wieder in die Heimat durchzuschleichen dachte. Allein das Schiff erlitt in der stürmischen Ostsee eine bedeutende Havarie und musste daher in die Felsenklippe Christians-Öe neben der Insel Bornholm einlaufen, wo sich bloss eine dänische Besatzung von vierhundert Mann ohne weitere Einwohner befand. Hier nahmen sich aber der edle Kommandeur Kohl und der Lehrer Homsen seiner aufs wärmste an und suchten ihm seinen mehrwöchentlichen unfreiwilligen Aufenthalt auf diesem Felsenneste möglichst angenehm zu machen, wobei er auch erschütternde Scenen des Scheiterns anderer Schiffe mitanzusehen bekam. Zurück reiste er dann, ich glaube, über Kiel oder Rostock und es ist mir ewig unvergesslich, wie eines Morgens in der Dämmerung an meinen Laden geklopft wurde - ich wohnte damals zu ebener Erde im Wiesnerschen Hause an der Hauptstrasse — , ich den Laden aufstosse und einen in eine graue Wolfswildschur gehüllten Mann vor mir sehe, der sich als mein Vater zu erkennen gab. Sogleich zog ich ihn zum Fenster herein, was durch die dort an den Häusern befindlichen kleinen Sitzbänke leicht möglich war. Seine erste Frage war, ob er mit Sicherheit wieder in Erlangen leben könne? welche Frage ich ihm ohne Bedenken bejahen konnte. Ich war inzwischen mit dem vom Kaiser Napoleon für die fränkischen Fürstentümer eingesetzten General-Intendanten, Grafen von Tournon, sehr gut bekannt geworden und hatte öfters Gelegenheit, mit ihm von dem traurigen Schicksale meines Vaters zu sprechen; dabei erhielt ich von ihm die beruhigendsten Versicherungen seines kräftigen Schutzes, die auch von dem Militär-Gouverneur, General Legrand, auf Verwendung des ersteren, erteilt wurden.  
Graf Tournon, der sich besonders die Verbesserung der Strassen sehr angelegen sein liess, bereiste die Provinzen sehr fleissig und ich hatte deshalb bald Gelegenheit, ihm den seligen Vater vorzustellen, der ihm sehr wohl gefiel und auch seine Zuneigung behielt, so lange er den Fürstentümern vorstand. Er sagte ihm auch, er möge seine Zeitung nur fortsetzen; natürlich dürfe nichts gesagt werden, was der Gloire der grossen Armee entgegen sei u. s. w. Wer nun in der mehrmonatlichen Abwesenheit des Vaters die Redaktion der Zeitung fortgeführt hatte, erinnere ich mich nicht mehr genau. Aber nach kürzerer Zeit übernahm der Vater die Redaktion wieder und führte sie in einer Weise, die seine Freunde befriedigte und auch den Franzosen keinen Anstoss mehr gab.  
Somit war nun das Unheil, in welches ihn seine glühende Verehrung und sein Enthusiasmus für den preussischen Staat gestürzt hatte, für ihn ohne weitere Nachteile vorübergegangen und auch die Kosten seiner Reise brachte er durch Beschreibung derselben so ziemlich wieder ein. Diese, unter dem Titel «Meine neueste Reise zu Wasser und zu Land», erlangte durch die Hülfe seiner vielen Freunde, die zum Teil in Erlangen studiert oder seine Zeitung mit grossem Anteil gelesen hatten, zahlreiche Subskribenten in ganz Deutschland. Es zeigte sich dabei auch in den entferntesten Gegenden des deutschen Vaterlandes, wie beliebt und geachtet der Mann damals in ganz Deutschland war.  
Nun will ich wieder auf die mir noch erinnerlichen Erlebnisse der früheren Jugend mit meinem guten Vater zurückkommen. Da ist mir noch in recht frischem Andenken die erste grössere Fussreise, die ich mit ihm nach seiner Heimat, als er mich genug erstarkt erachtete, um diese Entfernung mit ihm ablaufen zu können, etwa gegen Ende der achtziger Jahre machte, Sie ging nach Sattelgrund, eine Viertelstunde unter dem Sattelpass, der Höhe des Thüringerwaldes, wo er in der Mühle im Jahre 1763 geboren war.  
Als wir die fürchterliche Höhe von Neuenbau in das enge Thälchen, wo die Mühle liegt, hineinstiegen, sahen wir eine kleine alte Frau an dem unteren Forellenbach bei der Mühle, wo der bedeutungsvolle Forellenfang damals stattgefunden hatte, Wäsche auswaschen. Der Vater eilte auf sie zu und nahm sie in seine Arme; als sie ihn aber erkannte, wurde sie ohnmächtig und erholte sich nicht eher wieder, als bis sie ihrer übergrossen Freude durch lautes Schluchzen und Weinen Erleichterung verschaffen konnte. Auch die inzwischen herbeigekommenen Geschwister weinten laut vor Freude, wie solches einfachen Naturmenschen eigen ist; ich konnte dies aber damals gar nicht begreifen, sondern rief immer nur aus: «Grossmutter, hast Du denn keine Freude über uns? Warum weint Ihr denn?» Es wurde darauf in der Mühle möglichst bald für einen köstlichen Eierpfannkuchen gesorgt, dort Striezel genannt, und die Scene löste sich in grosse Heiterkeit und Erzählen der wechselseitigen Erlebnisse auf. Tags darauf wurde uns zu Ehren der Forellenteich über der Mühle abgelassen, wobei ich bis an den Bauch im Teichschlamm herumwatete und die trocken gelegten Fische, mit weniger Aufwand von Witz, wie seinerzeit der selige Vater, herausfing und in die bereit gehaltenen Wasserbehälter schleppte und mich königlich dabei ergötzte. Später bin ich jedesmal in den Ferien, selbst zuweilen in den Weihnachtsferien bei fürchterlicher Kälte, au eigene Faust in den Thüringerwald gelaufen, wo dann jedesmal mir zur grossen Freude dieses Vergnügen wiederholt wurde. Meine Oheime, die zum Teil auch noch Jünglinge waren, machten dann mit mir die interessantesten Exkursionen in die romantische Nachbarschaft.  
Mittlerweile war auch unsere Grossmutter, verwitwete Geheimerätin von Olenhausen, nach Erlangen gezogen, um daselbst von den Resten ihres Vermögens, welche ihr nach dem Tode des Grossvaters von ihrer Reiselust übrig geblieben waren, ihre alten Tage vollends hinzubringen. Sie starb zwar in hohem Alter, aber leider doch ein halbes Jahr zu früh, um die Geburt meiner ältesten Tochter Margarethe zu erleben, wodurch sie noch die Freude hätte erleben können, Urgrossmutter zu werden. Sie war eine schöne alte, sehr gebildete Frau, hinkte aber infolge eines sogenannten Schwindens am Bein ziemlich stark und musste sich daher beim Gehen eines kurzen Stockes bedienen. Den seligen Vater, ihren Schwiegersohn, hatte sie lieb, da sein stupender Fleiss, wodurch er seine heranwachsende Familie anständig erhielt und gut erzog, ihr volle Achtung abnötigte. Sie hatte auch ihre Enkel, besonders mich recht lieb und sah uns gern bei sich. Nur mit ihrer Tochter, unserer seligen Mutter, stand sie nicht gut und sie sahen sich sehr selten, was aber wohl meist durch die hitzige Gemütsart der letzteren zu erklären sein wird.  
Früher habe ich einmal erwähnt, dass der selige Vater von seinem französischen Freiheits- und Aufklärungsdrange radikal kuriert gewesen sei, und muss daher, ehe ich weiter gehe, noch eine interessante Episode aus seinem vielbewegten Leben einschalten.  
Als im Feldzuge 1794 die französische Sansculottenbande aus Frankreich über den Rhein in Deutschland einbrach, sah man sehr bald, dass diese Freiheiter und Aufklärer meist nichts als eine ganz gemeine Räuberbande waren, die ihr Motto: «Krieg den Palästen, Friede den Hütten!» bloss im ersten Teile wahr machen wollten und zwar mit unersättlicher Raubgier, den zweiten Teil aber keineswegs, indem sie auch die Hütten der Armen zerstörten und beraubten. Daher flüchtete sich, wer zu flüchten im Stande war. Nun lebte damals zu Adelsdorf im Aischgrunde ein sehr braver Reichsfreiherr von Bibra, dessen Sohn in Erlangen studierte und daher mit dem seligen Vater näher bekannt und befreundet war, nebst seinem Beamten, Amtmann Schnürer, der ein Universitätsfreund des seligen Vaters war. Diese beiden Männer hatten nun eine tödliche Furcht, als sich der Kriegsschauplatz immer näher heranzog, kamen daher nach Erlangen und baten den seligen Vater inständigst, nach Adelsdorf auf ihren Rittersitz auf einige Tage hinaus zu ziehen, um ihnen, als näher befreundet mit dem Geiste der Zeit, nach Möglichkeit beizustehen, bis das schnell ziehende Kriegsgewitter vorübergebraust wäre. Der gute Mann liess sich auch wirklich verleiten, dahin zu gehen. Er wurde aber bald gewahr, dass mit dieser Rotte durch vernünftige Vorstellungen durchaus nichts auszurichten war, sondern dass sie es bloss auf gemeine, grausame Plünderung abgesehen hatten, so dass selbst sein eigenes Leben in die augenscheinlichste Gefahr gesetzt war. Denn die Bestien schossen sogar durch das Fenster nach ihm, so dass er sich zuletzt in einen festgewölbten guten Keller flüchten musste. Aber auch hier verfolgte ihn die Kriegsfurie, indem im Schlosshofe eine Haubitze zersprang und ein Stück davon in den Keller flog.  
Er fasste nun im Mut der Verzweiflung den Entschluss, sich zu dem gerade oben im Schlosse befindlichen General Kleber zu begeben, ihm seine Lage zu schildern, wie er bloss durch Zufall eines Besuches hieher gekommen sei u. s. w., und bat ihn um einen salvum conductum in seine neutrale Heimatstadt (Preussen hatte damals bereits den Separatfrieden zu Basel mit der französischen Republik abgeschlossen). Allein General Kleber hörte ihn nicht weiter an, sondern sagte ihm nur mit grimmiger Geberde: «Allez-vous en!»  
Es dünkte daher dem Vater kein anderer Ausweg zu seiner Lebensrettung übrig, als eine nächtliche Flucht durch die bis in die Nähe von Erlangen sich hinziehende Markwaldung, wobei ihm seine Terrainkunde auf den mit mir gemachten Spaziergängen sehr zu statten kam. Das kühne Wagestück gelang auch und am andern Morgen kam der gute Vater, leichenblass, ausgehungert zu uns in die Stube, wo wir alle in tiefster Betrübnis sassen. Wir waren durch die alle Strassen erfüllenden daliegenden Landleute mit Weibern, Greisen und Kindern aus dem ganzen Aischgrunde in die höchste Angst versetzt worden. Sein erster Ausruf, nachdem er zu Atem gekommen war, lautete: «Kinder! ich bin radikal kuriert!»  
Nachdem der selige Vater zum Lektor der englischen Sprache ernannt war und seine Vierzigguldenstelle am Gymnasium aufgegeben hatte, liess er sich zum Doktor der Philosophie kreieren und habilitierte sich ordentlich durch eine förmliche Disputation als Privatdozent der Geographie und Statistik bei der Universität. Diese Disputation, bei der der berühmte Geograph Fabri respondierte, ging sehr gut von statten; dessen Erscheinung im schwarzen Frack mit kurzen seidenen Beinkleidern und eben solchen Strümpfen war mir als zwölfjährigen Knaben ganz neu und sehr interessant. Die Habilitation als Privatdozent bahnte meinem Vater den Weg zur ausserordentlichen Professur mit sechshundert Gulden Gehalt, aber leider sehr spät, erst wenige Jahre vor seinem Tode.  
Auch übernahm er wenige Jahre darauf die öffentliche unentgeltliche Vorlesung des sogenannten Zeitungskollegiums im akademischen Hörsaal, wozu ihn seine Redaktion der berühmten Erlanger Realzeitung besonders befähigte und ihm reiches Material lieferte. Dieses Kollegium, welches Sonnabends von elf bis zwölf Uhr gelesen wurde, wurde bis dahin von dem damals sehr berühmten Geschichtsforscher und Litterarhistoriker Hofrat Meusel (in welch letzterer Beziehung ich bloss an das berühmte gftisse Werk «Meusels gelehrtes Deutschland» zu erinnern brauche) vorgetragen. Dasselbe wurde ihm jedoch durch einen grossen Verdruss mit den Studenten verleidet. Es hatten sich nemlich damals in einer am Rhein vorgefallenen Schlacht mit den französischen Freiheitsraubhorden die schwäbischen Reichskontingente, Württemberger und Badenser, sehr feig benommen und dadurch den Verlust der Schlacht herbeigeführt. Der würdige Meusel, hierüber aufs tiefste betrübt, fing nun am nächsten Sonnabend sein Zeitungskollegium mit dem Ausrufe an:
   Schofel, schlecht und liederlich
   Hielten uns're Schwaben sich !
   
 
Da nun viele Schwaben in Erlangen studierten und in dieser famosen Vorlesung gerade zahlreich anwesend waren, so erhoben diese einen Mordsspektakel, die Vorlesung musste geschlossen werden und Meusel war nie mehr im Stande, sich die Liebe der Schwaben zu erwerben. Der selige Vater aber, dem Meusel nach einiger Zeit das Zeitungskollegium ganz abtrat, las dasselbe, so lange er noch bei Kräften war, mit dem grössten einstimmigen Beifall fort. Der akademische Hörsaal konnte oft nicht alle Zuhörer fassen, da nicht nur Studenten, sondern auch Lehrer und selbst auch gebildete Landleute aus der Nachbarschaft herbeiströmten. Hierbei setzte er also die Anfänge zweier grosser Gelehrten, Fabri und Meusel, höchst ehrenvoll fort.  
Eine sehr angenehme Episode im Leben des seligen Vaters bildete auch seine Freundschaft mit dem grossen Alexander von Humboldt, der damals königlich preussischer Berghauptmann im Fürstentum Baireuth war. Um sich auf seine grossen Reisen ernstlich vorzubereiten, war er auf ein halbes Jahr nach Erlangen gekommen, zur Benutzung der dasigen wissenschaftlichen Schätze, besonders aber um mit dem seligen Vater recht fleissig Englisch zu treiben. Beide, damals noch sehr junge Männer, gewannen sich recht lieb und dieser Umgang mit Humboldt gehörte zu den Lieblingserinnerungen des seligen Vaters.  
Wie dieser treffliche Mann alle Eindrücke mit Wärme auffasste, davon gab er auch ein Beispiel bei einem Vorgange, der auf meine künftige Lebensstellung und wahrscheinlich auch auf meine dermalige Lage in Kassel nicht ohne wesentlichen Einfluss geblieben ist.  
Der selige Vater ging mit mir und dem damaligen Adjunkt der philosophischen Fakultät, nachmaligen Professor der Staatswissenschaften zu Marburg (durch meine Empfehlung bei dem einflussreichen Ministerialvorstande Kraft), Lips, spazieren, nach Oberndorf, eine Stunde von Erlangen, um dem Bruder des Letzteren einen Besuch zu machen, der zu jener Zeit freiherrlich von Egloffstein'scher Beamter war. Als wir, uns unterhaltend, auf Bauhölzern im Schlosshofe dasassen, fiel unter Anderem das Gespräch auf die grossen Schäden, die das Gut durch die Fluten und Eisgänge des Winters erlitten, besonders noch vergrössert durch die fortlaufende Reihe der Altwasser (alter, verlassener Flussbetten). Dies veranlasste mich zu der Aeusserung, dass diese lange Reihe stehender kleiner Seen vielleicht bestimmt sein könnte, noch recht nutzbar gemacht zu werden, wenn dereinst der grosse Gedanke Karls des Grossen, einer Verbindung des Rheines mit der Donau mittelst der Retzat und Altmühl, wieder aufgegriffen und zur Ausführung gebracht werde. Mit einem bedeutenden Heere habe er schon viel daran gearbeitet, sei jedoch durch eine in Pannonien ausgebrochene Empörung und Krieg dabei unterbrochen worden. Bei meinen Reisen als Forstgeometer in den Fürstentümern Ansbach und Eichstädt hatte ich deutliche Spuren dieser Arbeiten der Wasserscheide zwischen Altmühl und Retzat in der Gegend der Stadt Weissenburg und nahe an dem Dorfe Graben, welches wahrscheinlich von diesen Arbeiten den Namen hat, in Erfahrung gebracht. Lips griff diesen Gedanken eines Donaukanals mit vieler Wärme auf und gab mehreres Geschichtliche von diesen grossen Gedanken Karls des Grossen, der nun seit acht bis neun Jahrhunderten wieder eingeschlafen war, zum besten.  
Der selige Vater, immer mehr von diesem Gedanken durchdrungen, rief endlich mit grösster Lebhaftigkeit aus: «Hört einmal! Ihr beiden müsst darüber etwas schreiben, um diesen Gedanken Karls des Grossen dem gegenwärtigen Zeitalter wieder zu erwecken!»  
So entstand das Schriftchen: «Der Kanal in Franken», in welchem Lips den geschichtlichen und staatswirtschaftlichen Teil und ich, damaliger Kreisbaukonduktor in Erlangen, den technischen Teil mit einem Kärtehen bearbeitete, welches Schriftchen der königlich preussichen Regierung und dem Kurfürsten Maximilian Joseph von Baiern übersendet wurde.  
Besonders von diesem letzteren Fürsten wurde das Schriftchen mit ausnehmendem Anteil aufgenommen. Er fand sich bewogen, den beiden Verfassern, die damals noch nicht in seinen Diensten waren, sehr huldvoll zu danken und Jeden mit der grossen goldenen akademischen Medaille (25 Dukaten schwer, mit der Aufschrift: Bene merentibus! und auf dem Averse mit dem Brustbilde des Kurfürsten geziert) zu beglücken. Das Schriftehen machte auch überhaupt in Baiern viel Aufsehen und hat gewiss mit dazu beigetragen, dass ich, nachdem im Jahre 1810 die preussisch-fränkischen Fürstentümer an die inzwischen Königskrone gewordene Krone Baiern übergegangen waren, den glücklichen Fortschritt zum königlich bairischen Wasser- und Strassenbau-Inspektor in Erlangen errang.  
Hierdurch nun und durch die sonstigen Leistungen in meinem Amte und meine Aufsätze in dem zu Erlangen herausgekommenen, von Professor Harl redigierten «Allgemeinen Kameral-Korrespondenten», in der «Hartlebenschen Polizeifama» u. s. w. erlangte ich in Baiern einen bedeutenden Ruf als brauchbarer thätiger Mann. Im Jahre 1818 beauftragte der Kurfürst von Hessen, Wilhelm I., königliche Hoheit, seinen Gesandten in München einen königlich bairischen Strassenbaubeamten zur Anstellung für die Oberaufsicht des Strassenbauwesens in Kurhessen und dessen besserer Reorganisation vorzuschlagen. Der Gesandte, nachdem er durch die allgemeine Stimme auf mich aufmerksam geworden war, wandte sich wegen Begutachtung meiner näheren Qualifikation an die dortigen Behörden. Er schlug mich primo loco zu dieser Stelle vor, nachdem er sich vorher auch noch an meinen Vater gewandt hatte, dem er durch sein Studium in Erlangen sehr befreundet geworden war, um mich wegen meiner Bereitwilligkeit zur Uebernahme einer solchen Stelle befragen zu lassen, die ich natürlich sehr erfreut zusicherte.  
So wurde ich denn mit achtzehnhundert Gulden Gehalt und vierhundert Gulden Reisekosten nach Kurhessen berufen, wo ich auch am 4. Juni 1818 eintraf. Ich kann also in Wahrheit sagen, dass der Anteil des seligen Vaters an allen grösseren Gedanken hierbei eine Hauptanregung abgegeben hat, dass ich in eine höhere Laufbahn kam.  
Die weiteren Schicksale des seligen Vaters verflossen in besserer Lage, als Professor, zuletzt mit sechshundert Gulden Gehalt und unter fortgesetztem stupendem Fleiss.  

Aus dem Taschenkalender für Reisende durch Deutschland.

Frankfurt a. M., Haupt- und Residenzstadt des Grossherzogs von Frankfurt, hat 3000 Häuser, mit den Juden 43,000 Einwohner, von Amberg 39½, von Bamberg 24½, von Basel 41 Meilen u. s. w. Der Mayn theilt die Stadt in zwey Theile, in Frankfurt und Sachsenhausen. Sehenswürdigkeiten sind: die neu erbaute Hauptkirche, die Domkirche, das Rathhaus oder der Römer, mit der goldenen Bulle, das deutsche Haus, der Thurn- und Taxis'sche Palast, die uralte Leonhardskirche, die Börse, die Zeughäuser, die Gieserey, das Zuchthaus, die Spitäler, das Senkenbergische Stift, das neue Irrenhaus, die Stadtbibliothek mit einem beträchtlichen Münzkabinet, die neuerbauten reformierten Bethäuser, das Schauspielhaus und die Maynbrücke, vor dem Friedberger Thor ein Monument von Friedrich Wilhelm II. zum Andenken der Wiedereinnahme von Frankfurt, der Saalhof, ehemalige Residenz der Karolinger. Der Bibliotheken und Naturalien-, Kupferstich- und Gemäldesammlungen sind mehrere. Das deutsche National-Schauspiel, Koncert, Gesellschaften oder Kollegien, das Vauxhall und die öffentlichen Bälle u. s. w. geben viele Unterhaltung. Der Handel ist blühend. Frankfurt treibt den Mittelhandel zwischen Frankreich, Holland und dem südlichen Deutschland. Der beträchtlichen Fabriken sind mehrere daselbst. Es ist hier ein Oberpostamt und mehrere Posten. Frankfurt hat, wie bekannt, zwey der berühmtesten Messen in Deutschland, wo besonders der Aufenthalt angenehm und gesellschaftlich ist. Die Gegend um die Stadt ist schön, hat mehrere gute Gärten und Anlagen, z. B. die Bethmännischen beim Forsthause, viele angenehme Promenaden, und in der Nachbarschaft sind mehrere stark besuchte Bäder, z. B. Wilhelmsbad, Wissbaden und Schlangenbad. Einige Meilen davon der Berg Altkönig, wegen seiner schönen Aussicht beruhmt. Man logiere im Englischen Hof, im Römischen Kaiser, im Rothen Haus, Weidenhof, Schwan, Goldenen Löwen, Schwarzen Bock, Goldenen Ross, Rothen Löwen, Stadt Kopenhagen. Zur genaueren Kenntniss von Frankfurt gebrauche der Reisende: Thomas neuer Plan von Frankfurt 1783 und Moritz topographische Beschreibung.»
 
In dieser Weise sind alle bedeutenderen Städte und auch kleine Städtchen alphabetisch geordnet aufgeführt.  
Interessant sind besonders auch die allgemeinen Regeln für das Reisen. Unter dem Titel Apotheke heisst es unter Anderem: «Ein sicheres und gutes Brechmittel, nach Ueberladung des Magens und daher entstehender Neigung zum Brechen, oder wenn man Gift oder irgend etwas Schädliches genossen zu haben befürchtet, ist der Saft einer Zwiebel, in warmes Wasser gedrückt und getrunken. - - Die vorzüglichsten Mittel zur Errettung der Scheintodten sind, ausser dem Bürsten und dem Instrumente zum Tabaks